Nahrungsmittelunverträglichkeiten

NahrungsmittelunverträglichkeitMenschen vertragen eine ganze Reihe von Lebensmitteln unterschiedlich gut. Diese Verschiedenheiten können dann zu unangenehmen gesundheitlichen Symptomen führen - vor allem dann, wenn man meint, sich auch vollwertig zu ernähren. Unterscheiden muss man zwischen Nahrungsmittel-Allergien und Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten.

Nahrungsmittel-Allergie

Der Körper antwortet auf fremde Substanzen mit einer übersteigerten Abwehrreaktion, die sehr rasch erfolgt. Typische Merkmale: Anschwellen von Lippen und Rachenraum, Atemnot, Niesattacken und Hautausschläge.

Nahrungsmittel-Unverträglichkeit

Es handelt sich ebenso um eine immunologische Reaktion, die allerdings verzögert nach Stunden oder erst Tagen nach der Nahrungsaufnahme auftritt. Nahrungsmittel gelangen durch den Darm in das Blut und werden als körperfremd erkannt. Symptome: Übelkeit, Verstopfung, Blähungen, Völlegefühl und Durchfall. Unverträglichkeiten können oft gegen Fruktose, Laktose, Histamin und Getreide bestehen.

Manche Menschen können aufgrund eines Enzymmangels bestimmte Nahrungsmittel nicht verdauen. Es gibt aber auch Krankheiten, bei denen das Immunsystem des Darms überreagiert, zum Beispiel bei der Zöliakie oder klassischen Nahrungsmittelallergien.

Zöliakie/Sprue

Die Zöliakie tritt oft schon bei Kleinkindern auf, meist dann, wenn bereits drei oder vier Monate lang getreidehaltige Breie zugefüttert wurden. Beginnt die Krankheit erst im Erwachsenenalter, heißt sie Sprue.

Symptome: Gelblicher, übelriechender und fettiger Durchfall, Blähungen, blasse Gesichtsfarbe sowie Blutarmut. Kleinkinder bleiben in ihrer Entwicklung zurück. Bei Erwachsenen kann es zu Knochenschmerzen, Hautkrankheiten in der Mundhöhle und Wasserablagerungen im Gewebe (Ödeme) kommen. Manche Betroffene haben nur wenige oder keine Symptome - zum Beispiel nur einen Eisenmangel.

Ursache: Eine Überempfindlichkeit gegen das Klebereiweiß Gluten. Es kommt in Weizen, Dinkel, Roggen, Hafer und Gerste vor. Die Betroffenen besitzen in der Darmschleimhaut spezielle Rezeptoren, die das Immunsystem alarmieren, wenn ein Eiweißbaustein des Glutens, das Gliadin, andockt. Durch diese Fehlsteuerung greift das Immunsystem die Darmschleimhaut an. Ist die Schleimhaut geschädigt, kann der Körper immer weniger Enzyme produzieren und Nährstoffe aufnehmen. Es kommt zu Blutarmut oder Osteoporose. Zu 70 Prozent sind Frauen betroffen, die genetische Veranlagung spielt eine gewisse Rolle. Studien deuten darauf hin, dass das Zufüttern glutenhaltiger Nahrung in der Stillzeit zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat das Zöliakierisiko senkt.

Behandlung: Nachgewiesen wird die Krankheit durch entsprechende Antikörper im Blut sowie eine Untersuchung von Gewebe aus dem Zwölffingerdarm. Einzige Therapie ist ein völliger und lebenslanger Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel. Auch auf geringe Mengen oder Verunreinigungen müssen die Betroffenen achten. Alternativen sind Backwaren oder Nudeln aus Reis, Mais, Hirse, Buchweizen, Quinoa oder Amaranth. Zu Beginn der Behandlung ist auch ein Milchverzicht sinnvoll, da die geschädigte Schleimhaut zu wenig Laktase für die Milchverdauung bildet. Falls schädliche Keime die Dünndarmhaut besiedelt haben, kann in Einzelfällen eine ergänzende Behandlung mit Antibiotika sinnvoll sein. Wissenschaftler des Gießener Zentrums für Kinderheilkunde und Jugendmedizin haben einen Impfstoff für eine frühe Schluckimpfung gegen Zöliakie patentieren lassen. Die damit verbundene Toleranzbildung gegenüber Gluten soll lebenslang anhalten. In wenigen Jahren soll der Impfstoff marktreif sein.

Laktoseintoleranz

LaktoseintoleranzIn asiatischen Ländern leiden etwa 90 Prozent der Menschen unter Laktoseintoleranz, hierzulande sind es zehn bis 20 Prozent. Dabei handelt es sich aber - ebenso wie bei Fruktoseunverträglichkeit - nicht um eine Krankheit. Bei „Diätfehlern" treten, anders als bei allergischen Erkrankungen oder Sprue, keine Komplikationen auf, sondern „nur" Beschwerden.

Symptome: Blähungen, Bauchschmerzen und wässrige Durchfälle, wenn größere Mengen Milch oder bestimmter Milchprodukte verzehrt werden.

Ursache: Der Dünndarm produziert meist wenig oder sehr selten gar keine Laktase. Dieses Enzym ist notwendig, um Milchzucker (Laktose) zu verdauen. Bei Laktasemangel wird der unverdaute Milchzucker im Dickdarm von Bakterien zerlegt, was die Symptome verursacht. Im Alter nimmt die Fähigkeit ab, Laktase zu bilden. Bei vielen Menschen in Asien verschwindet sie bereits im Kindesalter. Deshalb geht man davon aus, dass die Intoleranz in den meisten Fällen genetisch bedingt ist. Auch eine durch Krankheiten geschädigte Darmschleimhaut produziert weniger Laktase.

Behandlung: Weitgehender bis völliger Verzicht auf Milch sowie Produkte mit Milchzucker wie Butter oder Sahne. Weniger problematisch sind meist Joghurt, Frischkäse und manche Käsesorten. Es gibt auch laktosearme Milch und Milchprodukte. Eine Alternative ist die Einnahme von Laktase parallel zu Milchprodukten. Bei einer Ernährung ohne Milch gehören calciumreiche Lebensmittel auf den Speiseplan wie beispielsweise Brokkoli, Grünkohl und Haselnüsse.

Fruktoseunverträglichkeit

FruktoseunverträglichkeitDer Verband für unabhängige Gesundheitsberatung schätzt, dass ein Drittel der Mitteleuropäer Probleme damit hat, Fruchtzucker zu verdauen.

Symptome: Blähungen, wässrige Durchfälle, manchmal Verstopfung und kolikartige Schmerzen, wenn größere Mengen Obst, Fruchtsäfte oder Zucker verzehrt werden.

Ursache: Im Dünndarm mangelt es an einem Transportprotein, das den Fruchtzucker durch die Darmwand ins Blut schleust. Die Fruktose bleibt im Darm und wird im Dickdarm von Bakterien zerlegt. Dieser Mangel kann sowohl angeboren sein als auch spontan auftauchen. Die genaue Ursache dafür ist unbekannt. Die Mediziner sprechen in diesen Fällen von einer Fruktose-Malabsorption. Den Begriff Fruktoseintoleranz verwenden sie für eine sehr seltene erbliche Stoffwechselkrankheit, bei der Fruktose im Körper nicht richtig abgebaut wird und schon im Kindesalter lebensgefährlich Leber und Nieren schädigt.

Behandlung: Obst sollte in kleinen Mengen - so weit verträglich - über den Tag verteilt gegessen werden. Relativ fruktosearm sind Beerenfrüchte. Obst, das neben Fruktose auch größere Mengen an Glukose enthält, etwa Bananen oder Weintrauben, wird in der Regel besser vertragen als Obst, das überwiegend Fruktose und Sorbit enthält wie Pflaumen und Birnen. Auch Süßigkeiten enthalten oft Fruktose. Die meisten Patienten, die Fruktose schlecht vertragen, haben zudem Probleme mit Sorbit, das in vielen Süßigkeiten und Diätprodukten steckt.

Milchallergie

MilchallergieJe nach Schätzung reagieren ein bis fünf Prozent der Säuglinge und Kleinkinder auf das Eiweiß der Kuhmilch.

Symptome: Wässrige Durchfälle, kolikartige Bauchschmerzen und Erbrechen. Sie treten meist im Säuglingsalter auf, wenn Kuhmilch zugefüttert wird.

Ursache: Das Immunsystem des Darms reagiert allergisch auf Proteine in der Milch. Als Auslöser kommt ein Bündel von Faktoren in Frage. Diskutiert wird, ob die Homogenisierung der Milch die Eiweißstruktur so verändert, dass sich das allergische Potenzial erhöht.

Behandlung: Weglassen aller Produkte mit Milcheiweiß. Dazu gehören auch Lebensmittel, die Molkeerzeugnisse, Molkeneiweiß, Vollmilchpulver und ähnliche Zutaten enthalten. Bei Kleinkindern ist die Chance groß, dass die Allergie mit der Zeit verschwindet. Ob andere tierische Milch vertragen wird, hängt vom Einzelfall ab. Sojaeiweiß löst bei etwa einem Drittel der Kuhmilchallergiker ebenfalls allergische Reaktionen aus.

Weizenallergie

WeizenallergieMeist zeigt sich schon bei den ersten Breien mit Weizen, ob Kleinkinder damit zurechtkommen. Nicht hinter jeder Unverträglichkeitsreaktion muss eine klassische Weizenallergie stecken. Symptome und Behandlung sind jedoch gleich.

Symptome: Durchfall, Blähungen, Bauchkrämpfe.

Ursache: Eiweiße des Weizens rufen im Immunsystem der Darmschleimhaut eine allergische Reaktion hervor. Die Anfälligkeit dafür ist vererbbar. Auslösen können die Allergie zahlreiche Faktoren.

Behandlung: Weglassen aller Produkte mit Weizen. Dies gilt auch für Fertigprodukte mit Weizenmehl oder Kleie. Bei besonders empfindlichen Patienten können auch die in Weizenstärke noch enthaltenen Eiweißreste allergische Reaktionen hervorrufen. Für viele Weizenallergiker ist Dinkel eine verträgliche Alternative.