Reizdarm

Wenn das Darmhirn grummelt

ReizdarmsyndromDer Darm rumort, doch körperliche Ursachen lassen sich nicht finden. Die Ärzte sprechen in solchen Fällen von Reizmagen und Reizdarm. Sie können Medikamente gegen die Symptome verschreiben. Doch helfen müssen sich die Betroffenen selbst.

Befriedigend ist das nicht. Geduldig lässt man all die lästigen und unangenehmen Untersuchungen über sich ergehen. Und nach all den Anstrengungen zuckt der Doktor die Schultern und sagt: „Nichts zu finden." Dennoch ist offensichtlich, dass die Verdauung nicht richtig funktioniert. In diesen Fällen sprechen Mediziner von funktionellen Beschwerden, vom Reizdarmsyndrom oder, wenn der Magen Probleme macht, von funktionaler Dyspepsie.

Bis zu zwei Drittel aller Verdauungsstörungen, mit denen Betroffene zum Arzt gehen, fallen in diese Kategorie. Entscheidend ist in jedem Fall, dass der Arzt ausschließen kann, dass es sich um eine organische Krankheit handelt. Erst wenn er sich sicher ist, dass keine Darmentzündung und kein Tumor die Beschwerden verursachen, darf er von Reizdarm sprechen. Ausschlussdiagnose heißt der Fachbegriff.

Etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an einem Reizdarm. Frauen sind zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer. Doch nur jeder Fünfte geht deswegen zum Arzt, meist dann, wenn die Krankheit die Lebensqualität ernsthaft beeinträchtigt. Patienten mit Reizdarm leiden oft unter Durchfall, typisch sind aber auch massive Blähungen, chronische Verstopfung und sehr häufig krampfartige Schmerzen im Unterleib. Zahlreiche Patienten sind von wechselnden Reizdarm Symptomen des gesamten Verdauungstrakts betroffen. Auch wenn die Beschwerden immer wieder auftauchen: Reizdarm ist nicht mit einem erhöhten Risiko für Dickdarmkrebs verbunden.

Reizdarm Ursachen sind weitgehend unbekannt

Doch wie kommt es zu solchen Beschwerden? Bislang vermuten die Mediziner, dass die Patienten Nervosität, Angst oder Kummer schlecht verdauen. Bei ihnen könne psychischer Stress ein Reizdarmsyndrom begünstigen. Auch schlechte Ernährungsgewohnheiten gelten als mögliche Ursache. Allerdings schreibt der Berufsverband Deutscher Internisten: „Es ist nicht belegt, dass eine ungesunde Lebens- und Ernährungsweise mit Alkohol- und Nikotinkonsum sowie ballaststoffarmer Kost an der Entstehung eines Reizdarms beteiligt ist." Ganz neu ist die Vermutung, dass für den Reizdarm Mini-Entzündungen in der Darmschleimhaut verantwortlich sind: Diese könnten das Darmnervensystem überempfindlich machen und die Beschwerden auslösen, meinen Humanbiologen der Technischen Universität München.

Besonders empfindliche Nerven nehmen die normalen Bewegungen der Darmmuskeln oder die übliche Dehnung der Darmwand durch den Nahrungsbrei bereits als schmerzhaften Impuls wahr. Auf diese Weise können normale Verdauungsvorgänge starke Schmerzen verursachen. Ähnlich wie bei Schmerzen in anderen Körperteilen besteht die Gefahr, dass die Nerven immer sensibler und die Schmerzen chronisch werden.

Auch Bakterien, die akuten Durchfall verursachen, können das Reizdarmsyndrom mit auslösen. Bei etwa einem Viertel der Reizdarmbetroffenen stand eine solche Darminfektion am Anfang ihrer Leidensgeschichte. Die Besiedelung des Dickdarms mit Hefepilzen vom Typ Candida albicans spielt dagegen keine Rolle.

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